Schlossberg

Der Lebuser Burgberg ist heute dreigeteilt, er besteht aus dem Turmberg, dem Schlossberg und dem Pletschenberg.

In längst vergangenen Zeiten war der Turmberg als Ort der ehemaligen Bischofsresidenz mit ihren Türmen weit in das Lebuser Land sichtbar. Die bischöfliche Burganlage wurde etwa ab 1250 als Steinburg errichtet und zu Beginn des 15. Jh. als Schloss mit Palais, Wirtschaftsgebäuden und Flankierungstürmen ausgebaut. Nach der Verlegung des Bischofssitzes nach Fürstenwalde und der Stadtgründung von Frankfurt (Oder) verlor die Stadt Lebus an Bedeutung. Die noch vorhandenen Burgreste wurden nach Bränden im 17. Jh. 1765 endgültig abgetragen.

Bis Mitte des 13. Jh. unterschied man auf dem Burgberg auch drei Burganlagen, die obere, untere und mittlere, die auch unterschiedliche Besitzer hatten: Erzbischof von Magdeburg, Kurfürst von Brandenburg und in der Mitte der Bischof von Lebus. Dort auf dem Schlossberg befand sich die Kathedrale des Bistums, St. Adalbert aus dem 12. Jh., die Grundmauern des Chorraumes des Kirchbaus sind durch dunkles Pflaster gekennzeichnet, ein Aufsteller informiert über die Geschichte.

Auf dem Pletschenberg stand in Konkurrenz zum Turmberg im 13. Jh. eine separate Burganlage, auch mit einem ca. 20 Meter hohen Bergfried. Sie verlor ihre Bedeutung als der gesamte Burgberg in kurfürstlichen Besitz kam.

Die Wiederentdeckung der historischen Bedeutung des Burgberges ist vor allem Prof. Dr. Wilhelm Unverzagt zu verdanken. Als Direktor des Berliner Museums für Vor- und Frühgeschichte von 1938-1944 und Vorsitzender des Instituts für Vor- und Frühgeschichte der Deutschen Akademie der Wissenschaften von 1960-1974 ließ er Ausgrabungen durchführen. In den 60er-Jahren wurden die wichtigsten Teile der Burg mit den vorgestellten Türmen nachgewiesen. 1988 wurde der gesamte Burgberg unter Schutz gestellt. Im Rahmen der Altstadtsanierung von Lebus ab 1999 wurden im Zusammenhang mit konkreten Bauprojekten weitere archäologische Grabungen vorgenommen. Der Höhepunkt war dabei die Wiederentdeckung des runden Bergfrieds auf dem Gelände der alten Burganlage auf dem Turmberg. Der älteste profane Steinbau auf dem Burgberg wurde in die 1. Hälfte des 13. Jh. datiert.

Die Gestaltung des Turmberges als historisches Denkmal war ein wichtiges Ziel der Lebuser Altstadtsanierung. Die alte Burganlage wurde auf der Grundlage der Grabungsergebnisse in Form einer Grundrissnachbildung visualisiert. Die Mauern wurden als 70 cm hohe Reliefs aus Cortenstahl nachgebildet, mit Erde gefüllt und begrünt. Wo das nicht möglich war, zeigen mit Drahtgitter eingefasste Mauern bzw. sich dunkel abhebende Pflasterstreifen, wo das Palais und andere Mauern standen. Eine Brücke zum Vorburgbereich spannt sich 22 Meter über den gereinigten Graben und die alten Fundamente mit einem Weg aus Holz und Wangen aus Cortenstahl. Ein ehemaliger Turm vor der Westseite der Burg wurde ebenfalls mit Cortenstahl ummantelt und abgedeckt. Der neu entdeckte Bergfried, fast mitten in der Platzanlage gelegen, ist mit Vliesen eingepackt und mit einem Cortenstahlring eingefasst. Vom Aussichtspunkt, den man über eine Treppenanlage erreicht, sieht man auf die Oder und die Oderlandschaft. Die Platzgestaltung wurde im Mai 2014 der Öffentlichkeit übergeben.

Die Brandenburgische Architektenkammer und die Brandenburgische Ingenieurkammer verliehen unter Schirmherrschaft der Ministerin für Infrastruktur und Landesplanung den Sonderpreis im Rahmen des Brandenburgischen Baukulturpreises 2015 für den Turmberg Lebus - Visualisierung der Bischofsburg an den Bauherrn Amt Lebus.

 

Nachgebildete historische Burganlage auf dem Turmberg